Google Pixel 6 Pro Review!

Dieses Jahr will Google es richtig wissen. Auf YouTube kann man sich vor der Werbung für das „Google Phone“ überhaupt nicht mehr retten. Zum ersten Mal sind sie nicht nur für Design und Software, sondern auch für den Prozessor verantwortlich. Nun, viel Hype um nichts oder kann das Pixel 6 Pro mit anderen Flaggschiff Smartphones mithalten?

Eine neue Ära des Google Designs

Damit wir alle einmal Bescheid wissen: Das Pixel 6 Pro kostet 899 €. Das ist keine Kampfansage, aber der gleiche Preis wie eines der günstigeren Flaggschiffe, das OnePlus 9 Pro.

Das liegt hier übrigens rechts neben dem Pixel und es mag vielleicht nicht so aussehen, aber es fühlt sich handlicher an. Das gilt in noch verstärktem Maße für das iPhone 13 Pro, das auch wirklich kein kleines Smartphone ist. Was ich damit sagen will: Das Pixel 6 Pro ist echt ein Oschi. Ein Pixel 6 mini würde sicher viele Herzen erobern.

Beim Kameramodul hat sich Google etwas neues ausgedacht. Ich finde, dieses Visier hat etwas wahnsinnig Futuristisches an sich und den Riesen-Vorteil, dass es flach auf Tischen liegen kann, ohne dass es wackelt oder die Rückseite zerkratzt.

Die Verarbeitung könnte etwas besser sein, der schwarze Teil ist zum Beispiel nicht aus einem Guss, sondern der mittlere Teil wurde separat eingelassen, und mein Kollege SwagTab rät strikt von der schwarzen Farbe ab, weil der sich oberhalb des Moduls sammelnde Staub dort unübersehbar sei.

Ich finde die anderen beiden Farben sowieso schöner, aber das ist natürlich Geschmacksache. Abgesehen von der Kleinigkeit beim Kameramodul sind sie allemal top verarbeitet und liegen durch das glatte Corning Gorilla Glass Victus weich in der Hand. Mattes Glas wie damals beim Pixel 4 hätte dem Ganzen vielleicht noch mal etwas mehr Wertigkeit verliehen.

Das Pixel 4 ist ein gutes Beispiel für meinen nächsten Punkt, denn bei allem Lob muss ich sagen: Wenn es so daliegt, wirkt das Pixel 6 nicht wie ein Google Smartphone. Das 4er war ja auch clean und weiß, aber die runderen Ecken und die Akzentfarbe am Power Button hatten noch etwas Charakter.

Auch die neuen Hüllen sind durch ihr semitransparentes Design zwar etwas Besonderes, aber keineswegs so besonders wie die vorigen Pixel Cases in Stoff-Optik.

Alles was ein Flaggschiff braucht?!

Funktional wird alles geboten, was ein Flaggschiff bieten muss:

Gute Stereolautsprecher, Wasserbeständigkeit nach IP68 und ein Vibrationsmotor, der so auf zack war, dass ich ihn zumindest beim Tippen deaktiviert habe. Die Zeiten des Kopfhöreranschlusses oder erweiterbare Speichers sind hingegen vorbei.

Das Pixel 6 Pro hat in keinster Weise Gesichtserkennung, aber einen Under-Display Fingerabdrucksensor. Er musste viel Kritik einstecken und ist auch wirklich nicht der schnellste, aber es ist jetzt nicht so, dass er mich jedes Mal stört, wenn ich das Pixel entsperren will. Das Wort „OK“ wurde für diesen Sensor erfunden.

Ein wunderschöner Bildschirm

Das Display ist zu den Seiten hin abgerundet, was mir nie gefällt, aber bei der Nutzung kaum stört. Für die beste Ablesbarkeit auch bei direkter Sonneneinstrahlung hat das Pixel zwar ein paar Reserven, generell ist es aber dunkler als Samsung-Flaggschiffe oder ein iPhone 13 Pro. Im Alltag waren mir die anscheinend maximal 800 Nits aber stets genug. Ansonsten ist es ein wunderschön natürlicher, scharfer und flüssiger Bildschirm. 6,7“ OLED, QHD+ Auflösung, 512 ppi und adaptives 120 Hz sind die Daten dazu.

Tensor: Ein Prozessor von Google

Mit Daten geht es gleich weiter. Die wichtigste Info ist dabei, dass der Prozessor erstmals von Google selbst entwickelt wurde. Google Tensor heißt er und auch wenn er in Benchmark etwas schlechter performt als der Snapdragon 888 und deutlich schlechter als der Apple A15, ist das nicht, worauf es ankommt.

Stattdessen wurde dieser Chip gebaut für die Funktionen vom Google: die Optimierung der Akkulaufzeit, die systemweite Übersetzung und Live-Untertitel, Google Lens, die blitzschnelle On-Device Diktierfunktion, das Post Processing der Fotos – kurz gesagt: Hard- und Software sind jetzt aus einer Hand.

Hardware und Software aus einer Hand

Unter der Haube sollte damit alles besser aufeinander angepasst werden, nur oberflächlich geht die Rechnung irgendwie nicht auf. Ich finde es fast witzig: Da ist Android 12 das abgerundetste, verspielteste Android seit langem und dann kommen da diese eckigen, massiven Geräte daher.

Aber diese Anekdote beiseite, läuft Android 12 auf dem Google Tensor sehr gut. Nicht ganz ohne Ruckler und Bugs, die sind aber tendenziell der noch recht frischen Software zuzuschreiben…

An dieser Stelle habe ich lange überlegt, wie hart ich Ruckler und Bugs kritisiere – denn einerseits gibt es sie und ich will sie Euch nicht verschweigen, andererseits habe ich bei einem so frischen System etwas mehr Verständnis dafür und ein Neustart hilft fast immer. Für alle, die es interessiert, hier eine Liste mit den Sachen, die mich am meisten genervt haben:

  • Abgeschnittene Widgets
  • Wenn ich ein Foto gemacht und sofort auf das fertige Bild getippt habe, wurde es mir nur pixeligangezeigt
  • Kamera-Vorschau hat wenig mit dem fertigen Bild zu tun
  • Neues Wallpaper einstellen führte oft zu einem komischen Standbild
  • Twitter scrollen ruckelig trotz 120 Hz

Wichtig ist mir, dass Ihr wisst: Es gibt diese Fehler, aber sie sind kein Riesen-Argument gegen das Pixel.

Davon abgesehen ist Android 12 plakativ, bunt, auffällig – und vor allem: immer anders. Je nach Hintergrundbild erstellt das Pixel verschiedene Farbpaletten für das ganze System – von den Widgets auf dem Startbildschirm über die Schnelleinstellungen, die Tastatur, nahezu alle Google Apps vom Übersetzer bis zu meinem persönlichen Highlight, dem Taschenrechner.

Material Design hat nach 2015 etwas die Richtung verloren, aber jetzt als neues Ziel, dass Android Euch widerspiegelt – deswegen heißt es ja auch „Material You“. Es wird Euch allerdings nicht widerspiegeln, wenn Ihr zum Beispiel unglaublich langweilig oder einfach nur clean seid. Ich habe alles versucht, aber selbst aus einem komplett schwarzen Wallpaper zieht das System irgendwie noch ein tiefes Blau. Ein minimalistisch Setup wird so schwierig. Doch selbst der langweiligste Mensch wird sich über die aufgemotzten Animationen freuen, die wirklich nah zum iPhone aufschließen.

5 Jahre Sicheheitsupdates

Das Pixel definiert sich über seine Software und die ist hier nicht nur smart und umfangreich, sondern endlich auch langlebiger. Mit 3 Jahren Feature Updates liegt es zwar noch weit hinter dem iPhone, 5 Jahre Sicherheitsupdates sind aber ein toller Schritt.

Kamera: Gute Software trifft auf gute Hardware

Jahrelang haben wir uns gefragt, zu was Googles Kamera-Software mit einer nagelneuen Hardware imstande wäre – nun, jetzt gibt es die Antwort. Die neue Hardware ist ein 50 MP Standardobjektiv mit einer Blende von ƒ/1.85, ein 12 MP Ultraweitwinkel mit ƒ/2.2 und ein 48 MP Teleobjektiv mit ƒ/2.2.

Ich verrate gleich schon mal: Der Star der Show ist wirklich dieses Tele. Ein 4-flacher Zoom ist wirklich oft eine tolle Perspektive und die Qualität ist fantastisch, besser noch als der dreifache Zoom des iPhone 13 Pro. Ich habe damit wirklich gerne fotografiert.

Das Ultraweitwinkel hat das Wort „Ultra“ nicht so recht verdient, denn die 0,7-fache Zoomstufe ist nicht besonders weitwinklig – zum Vergleich: ein iPhone hat 0,5. Die Qualität des Objektivs finde ich gar nicht mal so schlecht, aber sie bereichert das Kamerasystem nicht so sehr wie andere Ultraweitwinkel es tun, auch, weil sie keinen Autofokus und damit keinen Makromodus bietet.

In schlechten Lichtverhältnissen reichen beide nicht an die Hauptkamera heran und Googles Algorithmen zum Nachschärfen und Entrauschen greifen deutlich früher.

Dafür strahlt das Hauptobjektiv bei schlechtem Licht, auch wenn die Ergebnisse des Nachmodus nur noch wenig mit dem zu tun haben, was das bloße Auge sieht. Die offene Blende hilft definitiven bei gemischtem Licht, Szenerien bestmöglich einzufangen. Das ist generell der Look des Pixel: Nicht unbedingt immer natürlich, aber fast immer treffsicher gut. Das iPhone ist in meinen Augen mittlerweile das Smartphone, das Bilder im Nachhinein am meisten künstlich aufpäppelt – verkehrte Welt. Die Bilder des Pixel sind in der Regel einfach etwas kühler und sehr scharf, aber meistens so, dass ich es noch angenehm finde. Dass die Fotos farbenfroh und dynamisch sind, seht Ihr ja selbst. Mit diesem Handy geht man einfach selbstbewusst auf Fototour.

In Sachen Software hat Google dieses Jahr richtig vorgelegt. Längst überfällig ist der Fokus darauf, Hauttöne Schwarzer Menschen so realistisch wie möglich einzufangen. Der größte Teil der Menschheit ist nicht weiß und doch sind die Foto-Algorithmen bisher viel besser darauf trainiert, helle Hauttöne zu fotografieren. Das liegt daran, dass sie viel zu wenig mit schwarzen Menschen getestet werden. Google sagt, die neuen Algorithmen würden auf einem 25x diverseren Datensatz basieren und ganz ehrlich: es zeigt sich in den Bildern.

Es gibt die neuen Funktionen Action-Foto und Langzeitbelichtung. Wer genauer hinsieht, wird Imperfektionen erkennen, aber ich kann nur befürworten, wenn komplizierte Methoden professioneller Fotografie für alle zugänglicher werden.

Exakt das Gleiche gilt für den Magic Eraser: Nicht immer perfekt, aber Leute ohne Photoshop-Kenntnisse können auf einmal Dinge aus Bildern retuschieren. Hätte das iPhone diese Funktion, wären alle Social Media Plattformen voll mit Memes dazu.

Das Pixel kann Euch aber auch subtiler retten, indem ein verwackeltes Gesicht noch doch noch scharf wird, weil es gleichzeitig mit einem Bild des Ultraweitwinkels abgeglichen wird. Das passiert alles im Hintergrund! Was ich lobend hervorheben möchte, ist die Auswahl der Zoomstufen in der Kamera App. Dass es einen Zweifach-Button gibt, obwohl es nicht wirklich eine Zweifach-Linse gibt, kommt mir sehr entgegen, denn ich nutze diese Perspektive sehr oft und der Crop des Hauptsensors ist hochqualitativ genug!
Und das rundet mein Bild der Kamera ab. Abgesehen vom dem fehlenden Makro hat Google viele sehr richtige Entscheidungen getroffen.

Meine Videos haben 24 Bilder die Sekunde und das Pixel bietet 4K nur in 30 oder 60 fps an. Das ist auch der Grund, warum das Beispielvideo gerade eventuell ruckelt und ich Google nur so halb abnehme, dass sie Video ernster nehmen. Die Qualität ist aber ein weiterer Schritt nach vorne. Während das Ultraweitwinkel dabei gut zu gebrauchen ist, hat die zweifache Zoomstufe nichts mit den Fotos zu tun und vierfaches Video ist echt schnell rauschig. Insgesamt fehlt noch dieses letzte Quäntchen Neutralität und Farbzuverlässigkeit der iPhones, aber der Signature Look des Pixels transportiert sich mittlerweile ganz gut in die Videos.

Ein Akku, der mit der Zeit besser wird

Eine Qualität des intelligenten Prozessors ist, dass er den Akku an Euren Tagesablauf anpasst. Bei vielen Kollegen wurde die Laufzeit deswegen mit der Zeit besser, mir leisteten die 5.000 mAh von Tag 1 an eine gute Dienste. Mit meinem Durchschnitt vom 2,5 Stunden schaffe ich knapp 2 Tage, am Stück schafft der Akku 5-6 Stunden Display-On-Zeit.

Schnelles Laden ist nicht so richtig: Mit Kabel sind 30W das Maximum, wobei in einer halben Stunde 50% geladen werden können. Der neue Pixel Stand unterstützt kabelloses Laden mit 23W. All das haben wir z. B. bei OnePlus schon krasser gesehen. Immerhin ist Reverse Wireless Charging wie selbstverständlich dabei.

Ein iPhone lässt sich schlechter reparieren

Im Inneren des Pixel ist natürlich vieles verklebt, um die Wasserfestigkeit zu gewährleisten.

Die Komponenten USB-C Anschluss, Mikrofone und Annäherungssensor sind direkt aufs Logic Board gelötet, aber anders als Apple lassen sich nicht nur die meisten Teile austauschen, ohne Fehlermeldungen zu bekommen, nein, auch für das einzige Teil, bei dem eine Fehlermeldung kommt, hat Google eine nutzerfreundliche Lösung parat.

Es geht dabei um den Fingerabdrucksensor, der nach einem Displaytausch neu kalibriert werden muss und die Software dafür stellt Google einfach online zur Verfügung. Jetzt müssten sie nur noch Ersatzteile zum Kauf anbieten. Die Glasrückseite wird sich nur schwierig austauschen lassen.

Fazit: Endlich ein echtes Flagschiff

Wenn es nur um die Kamera geht, ist es denkbar knapp. Im Vergleich zum iPhone fehlt dem Pixel der Makromodus, dafür ist das 4-fache Tele deutlich besser. Am auffälligsten war für mich über den gesamten Testzeitraum die schiere Größe. Seid Euch darüber bewusst, was für ein Klopper das Teil ist und probiert es vorher im Laden aus.

Davon abgesehen ist das Design nicht perfekt, aber originell und futuristisch. Das Display nicht das hellste, aber eines Flaggschiffes würdig. Android 12 ist die schönste Android-Version jemals und der neue Tensor Chip optimiert im Hintergrund nicht nur die Performance, sondern auch die Akkulaufzeit. Über die Kamera haben wir hinlänglich gesprochen: sie ist unverkennbar Google.
Das meiste davon gilt allerdings auch für den kleinen Bruder, das Pixel 6. Dazu wird bald ebenfalls ein Video meinen Kanal heimsuchen. Es mag der clevere Deal sein, doch das 6 Pro ist nicht überteuert. Es ist sogar 100 € günstiger als die meisten anderen Flaggschiffe. Denn das ist es: ein Flaggschiff. Google hat es endlich geschafft.

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