Lohnt sich das 379 € iPad wirklich?

In den letzten anderthalb Jahren habe ich jedes iPad getestet, dass Apple auf den Markt gebracht hat. Eines kam dabei aber immer relativ kurz, das normale iPad, das für 379 €*. Es wird von vielen oftmals als das iPad mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis beworben. Doch ist das wirklich so? Ich habe mir das iPad der 9. Generation* genauer angeschaut.

Neues iPad im alten Design

Das iPad der 9ten Generation kommt im gleichen Design wie seine Vorgänger. Die Verarbeitung ist gewohnt hochwertig. Das iPad ist dünn, leicht und liegt gut in der Hand. Jedoch sehen alle anderen iPads mittlerweile etwas moderner aus.

Das gilt insbesondere für die Vorderseite. Durch die dicken Displayränder oben und unten kann man das iPad zwar etwas besser greifen, es geht halt aber auch wertvoller Platz für das Display verloren und es sieht einfach nicht so richtig zeitgemäß aus.

Mittelmäßiges Retina Display

Das 10,2“ große Retina Display des iPad der 9. Generation ist nicht schlecht, hat aber einige Schwächen.
Als positiv würde ich die hohe Auflösung von 2160 x 1620 Pixeln bei 264 ppi, die relativ gute Blickwinkelstabilität und die 500 Nits Helligkeit bewerten. Das Display deck zwar nur den sRGB Farbraum ab, die Farben werden aber ziemlich akkurat dargestellt.

Größtes Manko des Displays ist in meinen Augen, dass es nicht laminiert ist. So ist zwischen den Pixeln und dem Displayglas eine Luftschicht. Das sieht und fühlt man. So fühlt sich das Display nicht ganz so direkt an wie zum Beispiel beim iPad Air.

Auch reflektiert das Display stärker als bei den anderen iPads, was insbesondere bei Gegenlicht negativ auffällt

Das Retina Display ist zwar nicht schlecht, aber wenn man bedenkt, dass man für 20 € mehr beim Xiaomi Pad 5 einen größeren Farbraum, dünnere Displayränder und 120 Hz bekommt, dann wünschte ich mir, dass das iPad der 9. Generation in Sachen Display mehr liefern würde.

Lautsprecher ohne Stereoklang

Das iPad der 9. Generation hat 2 Lautsprecher, die gut klingen und laut genug werden. Leider sind sie beide an der Unterseite des iPads positioniert. Damit liefert das iPad bedauerlicherweise keinen echten Stereoklang. An dieser Stelle muss Apple nächstes Jahr endlich nachbessern.

Erstklassige Performance

Das iPad ist mit dem Apple A 13 Chip ausgestattet. Die Performance ist damit in seiner Preisklasse ungeschlagen. Natürlich ist es nicht so schnell wie ein aktuelles iPad Pro aber die Alltagsperformance kann wirklich überzeugen. Egal ob surfen im Web, etwas Bildbearbeitung oder gar Gaming alles ist mit diesem Prozessor möglich.

Videobearbeitung mit Luma Fusion

Die Magie von iPad OS

Der größte Punkt, der für das iPad der 9. Generation spricht, ist aber ganz klar iPad OS. iPad OS ist intuitiv und bietet im Gegensatz zu Android eine Vielzahl von wirklich guten für Tablets optimierten Apps.

Für Office arbeiten gibt es die kostenlosen Anwendungen von Apple oder auch die Programme von Microsoft. Für Bildbearbeitung gibt es Affinity Photo, Adobe Fotoshop und so viel mehr. Für
Videobearbeitung gibt es zum Beispiel iMovie oder Luma Fusion. Für Musikproduktion gibt es neben vielen weiteren GarageBand oder Drumpad Machine. Willst du malen, dann gibt es wohl nichts Besseres als Procreate. Willst du in der Uni mitschreiben, dann nimm GoodnoteN oder Notebility. Möchtest du zocken, dann gibt es neben der großen Auswahl im App Store auch Apple Arcade mit einer Vielzahl von wirklich coolen Spielen, ganz ohne Werbung und In-App-Käufe.

Für fast alles gibt es auf dem iPad eine App. Ganz egal, ob es darum geht zu lernen, zu arbeiten oder um Inhalte zu genießen

Altbekanntes Zubehör

Das iPad der 9. Generation verfügt über 3 Smart Connector Pins an der Seite, über die zum Beispiel ein Tastaturcover von Logitech* angeschlossen werden kann. So ein Tastaturcover kostet in etwa 100 € und macht das iPad fast schon zu einem kleinen Notebook.

Das iPad erkennt die Tastatur automatisch und iPadOS ist für die Verwendung von Maus und Tastatur optimiert. Wer also keine Desktop-Programme braucht, die es für das iPad nicht gibt, der kann selbst mit dem günstigsten iPad einen Laptop weitestgehend ersetzen.

Weiterhin ist das iPad der 9. Generation mit dem Apple Pencil kompatibel. Leider jedoch nur mit dem Apple Pencil der 1. Generation.* Das bedeutet, dass man diesen noch am iPad oder über Lightning aufladen muss und er nicht magnetisch am iPad haftet.

Ansonsten ist er zum Apple Pencil der zweiten Generation fast identisch. Er liegt super in der Hand, hat eine sehr geringe Latenz und erkennt sowohl die Neigung des Stifts, als auch die Intensität, mit der man aufdrückt. Damit eignet sich das iPad der 9. Generation ebenfalls zum Malen oder Mitschreiben, auch wenn dabei die Luftschicht zwischen Pixeln und Glas wieder etwas negativ auffällt.

Letzten Endes kann man mit dem iPad der 9ten Generation also fast alles machen, was man mit einem iPad Air oder iPad Pro auch kann. Es fühlt sich nur alles etwas schlechter an.

Akku für einen Tag

In Sachen Akkulaufzeit schlägt sich das iPad der 9ten Generation dann ähnlich wie die anderen iPad-Modelle. Das bedeutet im Schnitt 5-7 h Akkulaufzeit bei meiner durchschnittlichen Nutzung. Bei komplexeren Aufgaben kann der Akku aber auch schneller leer gehen.

Geladen wird dann mit dem mitgelieferten 20 Watt Netzteil über Lightning und das ist gleich aus zwei Gründen ärgerlich. Erstens ist es ein weiteres Gerät, das über diesen alten Anschluss aufgeladen wird und zweitens funktioniert damit das Anschließen von externen Geräten ein gutes Stück schlechter als bei USB-C.

Ausreichende Kameras

Das iPad der 9ten Generation verfügt über 2 Kameras. Die Kamera auf der Rückseite ist ins Gehäuse eingelassen und wird sicherlich keinen Fotowettbewerb gewinnen. Zum Einscannen von Dokumenten ist sie aber ausreichend. Ein Blitz wäre jedoch schön gewesen.

Die Kamera auf der Vorderseite ist zwar ebenfalls nicht die erste Wahl für Selfies und man kann über die Positionierung auf der linken Seite im Landscapemodus sicherlich streiten, aber sie verfügt nun über die Centerstage Funktion, die wir schon aus dem iPad Pro kennen. Damit wird dein Gesicht in Applikationen wie FaceTime automatisch verfolgt. In Zeiten von immer mehr Videochats ist das wirklich praktisch.

Happiger Aufpreis für Speicher und mobile Daten

Wer sich das iPad der 9. Generation kauft, der bekommt dieses Jahr erstmalig 64 GB und nicht nur 32 GB Speicher in der Standardkonfiguration. Das ist zwar nach wie vor nicht sehr viel, sollte für die meisten aber ausreichen. Ein Upgrade auf 256 GB ist möglich, aber mit 170 € unverhältnismäßig teuer. Auch gibt es neben der Wifi only Version auch wieder ein Modell, dass man mit einer SIM-Karte ausstatten kann. Der Aufpreis in Höhe von 140 € ist aber ebenfalls ziemlich teuer und für die meisten nicht zu empfehlen.

Fazit: Du zahlst für Software und Geschwindigkeit

Das iPad der 9. Generation ist am Ende wie das iPhone SE. Man bekommt abseits vom Prozessor in der Androidwelt mehr Hardware für sein Geld. Sucht man also ein Tablet, um damit insbesondere im Web zu surfen, YouTube-Videos zu schauen oder Filme auf Netflix
anzusehen, dann kann ich das iPad der 9. Generation kaum empfehlen.
In diesem Fall bekommst du bei Xiaomi mit dem Tab 5 einfach viel mehr Hardware für nur 30 € mehr.

Wer sich dieses iPad kauft, der solle sich im Klaren sein, dass er einen Großteil des Kaufpreises für die Software ausgibt. Man zahlt bei diesem iPad also hauptsächlich für die zahlreichen gut optimierten Apps, für die perfekte Einbindung ins Apple Ökosystem und für den Prozessor, der dafür sorgt, dass das iPad auch noch in 5 Jahren mit der aktuellen Software läuft. Ich will ehrlich sein. Ich bin kein großer Fan des normalen iPads. Ein iPad Air kostet zwar knapp 300 € mehr, bietet dafür aber auch hardwareseitig all das, was ich persönlich von einem aktuellen Tablet erwarte.

Für mich ist daher das Standard iPad am ehesten für Kinder oder Jugendliche zu empfehlen, die es zum Lernen oder Spielen nutzen. Gegebenenfalls aber auch für Menschen, die die Vorteile der iPads nutzen wollen, aber einfach kein Geld für ein iPad Air haben oder denen gute Hardwareschlichtweg nicht wichtig ist.

Alles in allem hoffe ich darauf, dass Apple nächstes Jahr dann endlich das Standard iPad richtig überarbeitet. Das bedeutet insbesondere das Design vom iPad Air, ein laminiertes Display und Stereolautsprecher. Oder kurzum, ich wünsche mir, dass Apple das aktuelle iPad Air nächstes Jahr für unter 500 € anbietet.

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Über Moritz

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